So sein wie die Großen

Große Unternehmen sind Netzwerke. Richard James McDonald und Maurice McDonald hatten die Idee und haben gegründet. Ray Kroc, ein Lieferant, hat verstanden, welches Potenzial in dieser Idee steckt, die Brüder McDonald hinausgekauft und ein Netzwerk hochgezogen. An jeder bedeutenden Straßenkreuzung in den USA sollte ein McDonalds entstehen und jedes Restaurant hatte penibel bis ins Detail nach ein- und demselben Schema zu funktionieren.

Vernetzung war immer schon da. Ob im Namen der Religion, ob geschäftlich wie in den englischen Clubs, den Unternehmer-Frühstückstreffen à la BNI, ob Rotary oder Weinritterschaft, ob Facebook-Gruppe, politische Partei oder Gewerkschaftsbund. Es geht und ging immer um Vernetzung und immer um den Wunsch, Ziele durch die Gruppe leichter erreichen zu können.

Mit dem Internet ist zusätzlich zu allem, was schon war, die Möglichkeit entstanden, sich auf einfache Weise zu verbinden und ein Thema im Team anzugehen - von zuhause aus, ohne zusätzliche Kosten und ohne die üblichen Hürden, die Selbstständige in der traditionellen Wirtschaft zu meistern haben. Als EPU so sein wie die Großen, ein Traum für Ein Personen-Unternehmer.

Passives einkommen im online business: Eine Geschichte von Wahrheit und schmäh

Nach dem Schlagwort-Check bei Google hat der Begriff Passives Einkommen bis circa 2014 wenig Relevanz gehabt. Seither haben die Suchanfragen deutlich zugenommen.

Dies geht einher mit meiner Beobachtung, dass um diese Zeit Online Coaching flügge geworden ist. Bis etwa 2014 hatten selbst heutige Topleute wie Dirk Kreuter, Bodo Schäfer, Hermann Scherer, Jürgen Höller, Christian Bischoff u. v. a. wenig bis keine Ahnung davon - obwohl sie selbst das wahrscheinlich nicht so sahen. Die Genannten sind allesamt schon vor dem Webinar-Launch Top-Speaker und Coaches gewesen. Sie mussten sich ab circa 2014, 2015 neu aufstellen und sie haben das alle super hinbekommen.

 

Eine neue Generation hat Lust, ein EPU zu sein

Dann gab es damals andere, deutlich jüngere Leute. Die waren vor der Webinar-Welle keine Coaches oder Speaker, hatten keine reale Community, sondern sind mit dem Web groß geworden und hatten Lust, EPU zu sein - Ein-Personen-Unternehmer und auffallend viele -Unternehmerinnen. Einige von ihnen sind binnen ein, zwei Jahren ziemlich wohlhabend geworden. Auf den Punkt gebracht ging es damals darum, dass Du im Web und sogar nur im deutschsprachigen Raum alleine (DACH) viel mehr Menschen erreichen kannst, als Du je in einen Saal stopfen könntest. Ihre Webinar-Angebote waren zumindest im Einstiegsbereich leistbar, niederschwellig und vor allen Dingen neu! Facebook war jung und es war damals, anders als heute, sehr einfach und billig, nur über dieses Medium die Massen zu erreichen. Die Botschaft dieser neuen Webinar-Coach-Generation war "Wenn ich das kann, kannst du das auch und ich zeige dir wie's geht." Die Inhalte waren sekundär, denn die Message war simpel: "Wenn du erst einmal genug Selbstvertrauen hast, wirst du erkennen, dass du auf irgendeinem Gebiet ExpertIn bist und sowieso bist du nach meinem Coaching ExpertIn für Webinare und ich zeige dir, wie du dieses Wissen hochpreisig verkaufst." Die Community auf Facebook war groß genug, um für jedes Thema Leute zu finden, die bereit waren, für einen Kurs, ein Coaching Geld auszugeben.

 

Flexibel, frei und selbstständig

Damit hat etwas Neues begonnen. Der Traum, als digitaler Nomade die Welt zu bereisen und frei, flexibel und ohne Fixkostenlast selbstständig zu arbeiten, ein eigenes Business mit Leichtigkeit stets griffbereit im jeweils neuesten iPhone mit sich zu führen und als Influencer dieser schönen, neuen Zeit ein finanziell sorgloses Luxusleben zu führen. Für einige ist das fraglos aufgegangen. Namen lasse ich hier weg. Alle Erfolgreichen sind nach meinem Wissen deshalb erfolgreich geworden und geblieben, weil sie das Richtige zur richtigen Zeit konsequent abgearbeitet haben. Dazu braucht es Kenntnisse, fortwährendes Lernen, tägliche Handlungsroutinen, Mut und noch viel mehr - aber alles das ist viel einfacher als ein Job irgendwo am Fließband. 

 

Marktplatz Facebook

Die Aussicht, auf andere Art arbeiten und Geld verdienen zu können, hat viele junge Menschen angesprochen. Das Interesse für Geld-Themen ist plötzlich gestiegen, da zumindest anfangs (circa 2015) alles über Facebook gespielt worden ist. Schlagworte wie "passives Einkommen" und "finanzielle Freiheit" wurden bekannt und zu hochbezahlten keywords. Im Internet digitale Produkte zu etablieren und damit passives Einkommen zu verdienen, das war die Message. Wie sollte das gehen? Durch downloadbare Kurse und "unwiderstehliche" Benefits wie lebenslangem Onlinezugriff und Mitgliedschaft in geschlossenen Facebook-Gruppen. Hat das funktioniert´? Ja, das hat funktioniert, für einige wie schon erwähnt lebensverändernd  und es funktioniert heute noch.  

Unerfahrene, vielleicht auch unkritische Personen auf Facebook laufen allerdings Gefahr, abgezockt zu werden. Bei weitem nicht alles, was angeboten wird, ist das Geld wert. Die Möglichkeit zu betrügen ist gerade bei diesen Angeboten ein weit geöffnetes Tor.